Am Rande des Waldes, hinter einem kleinen Bach, liegt der Garten meines Vaters, sein Stück Land und mittlerweile der Garten meines mittleren Bruders, welches, auch zwei Jahrzehnte nachdem er dieses Leben verlassen hat, noch auf uns wartet und uns einlädt, sich um die verschiedenen Aufgaben zu kümmern, die zur jeweiligen Jahreszeit anstehen. Die Pflanzen und Beete zum Blühen und zur Ernte zu bringen, alles in Stand zu halten und Notwendigkeiten zu erkennen, wenn sie oft plötzlich vor uns erscheinen.

Und so wartet unser Garten auch im Sommer auf uns…

Für mich war es oft die einzige Zeit, da ich aus der Ferne in die Heimat zurückkehrte, um ihn in seiner Pracht zu sehen, zu erleben und ein Stück meiner Kraft in die Arbeit zu stecken, ihm ein Stück der Schönheit zu geben, die uns in der Jugend- und Kinderzeit so oft berührt und begeistert hat. Im Winter ist er doch karg und einsam, aber natürlich nicht minder bedürftig.

Den Großteil der Arbeit des Vaters, obgleich auch damals schon zwischen den Söhnen aufgeteilt, übernahm nun der mittlere Bruder und sporadisch zwei andere Geschwister.

Da müssen, wie zu jeder Jahreszeit, die Wege freigehalten, Laub und Erde, weggefegt und hinten auf die Halde gebracht, das Unkraut auf den Beeten gejätet, die Eichen werfen bereits ihre Früchte herab und damit sie keine Wurzeln schlagen, müssen auch die Eicheln aufgesammelt und fortgebracht werden. Die Bewässerung der Beete ist notwendig und hier und da braucht es so manchen Handgriff, um das Gehöft herzurichten.

Dazwischen gibt es kurze Spaziergänge durch das weitläufige Gebiet des Gartens mit seinen vielen, verschlungenen Steinwegen und mancherlei Innehalten inmitten der Schönheit und Ruhe der Natur.

Der Garten ist tatsächlich mitten am Waldesrand, und wo einstmals nichts als Bäume waren, hat mein Vater ein Stückchen Land urbar gemacht und einen Kunstgarten mit Terrasse und Häuschen, Schuppen und vielerlei Pflanzen, Sträuchern und Bäume wie Apfel, Kirsch- und Pflaumen, erschaffen, man würde es nicht wiedererkennen. Obst und Gemüse wuchsen hier einst so üppig, dass der Verkauf am Samstag zum Programm am Wochenende gehörte.

Aber auch heutzutage kümmern sich hier ein Bruder um das Pflanzenwohl und viele Aufgaben, wie auch eine Schwester mit allem was in einem Garten dieser Größe so ansteht.

Für mich ist es ein Stück Land des Vaters und der Eltern.

Unser Stück Land, welches uns von ihnen geblieben ist.

In diesem Garten ertönt die Natur mannigfaltig von den riesigen Baumkronen der umliegenden, alten Bäume herab, hier und da umrissen nur von den Geräuschen der Handgriffe und Geschäftigkeit darunter im Garten und den sporadischen Worten während der Arbeit.

Dies ist ein Teil des Sommers und des Gartens, den wir Jahr um Jahr zum Gedenken des Vaters, der Mutter und unserer eigenen Naturliebe willen, zum Blühen zu bringen und seine Standfestigkeit wie auch Schönheit lebendig zu halten versuchen.

Dessen sanfte Klänge wir gerne in den Spurenklängen teilen möchten.

R. Rehahn | 21.07.2021

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