Der Sommer in der Reihe persönlicher Eindrücke aus den Jahreszeiten…
Das Klangtagebuch der Jahreszeiten, wie hier beschrieben, möchten wir an dieser Stelle und in loser Reihenfolge mit dem Sommer fortsetzen, in dem wir uns in diesem Augenblick, da dieser Eintrag entsteht, befinden.
Seit den Tagen der Kindheit und Jugend empfinde ich den Sommer als Zäsur, in dem alles innehält, dem eine tiefe Einsamkeit innewohnt, in der Weise, wie ich diesen oft erlebt habe:
Die Schule, das Studium, Urlaub steht an oder ist in vollem Gange.
Eine Ruhe kehrt überall ein.
Die spätere Lehr- und Arbeitszeit am Theater hatte dieses Gefühl in jungen Jahren, wegen der Spielzeitpause in dem die Stadt vollends zur Ruhe kam, nur noch bestärkt.
Und auch heute, in diesen Tagen, überkommt mich diese Empfindung.
Obgleich ich die Einsamkeit und das Innehalten nicht mehr als Last begreife, sondern als willkommene Abwechslung im Laufe eines langen Jahres.
Der Sommer in Japan wartet mit extremer Hitze, Besuchen am Meer und Abkühlung in den bewegten Wogen des Pazifiks auf… Schwere Wellen, in denen ich mich, aufgrund ihrer Stärke, Kraft und meines kindlichen Übermutes, der mich stets in Gegenwart des Ozeans überwältigt, oft nahezu verliere, bis zur Gefahr und notwendigen Rettung hin.
Der Sommer bedeutet auch Heimaturlaub und eine Auszeit vom Leben in der Fremde und damit ebenfalls eine Zäsur im Dasein.
Das Land ist ruhig und beinahe verlassen.
Die Menschen sind unterwegs an anderen Orten.
Und so wirkt die Stadt häufig tiefer in Stille eingetaucht als sonst.
Die Wälder warten leise in einem tieferem Grün auf einen Spaziergang.
Die Wege sind fast von der Natur überwuchert, die bald alles zurückfordert.
Die Felder stehen in voller Pracht, bald erntebereit, wenn es in den Spätsommer geht.
Alles steht in voller Blüte.
Es ist herrlich anzuschauen und zu erleben.
Die Tage scheinen endlos in der Heimat, in denen die Sonne bis in den späten Abend scheint und das Licht des Tages einer langsamen Abenddämmerung weicht.
Wenn nicht schon das Frühstück im Grünen eingenommen wird, dann sitzt man spätestens zur Kaffeezeit mit frisch gebackenem Kuchen im Garten.
Und zum Abendbrot dann häufig vor herzhaft gegrillten Würstchen, Fleisch, geröstetem Brot und allerlei Salaten.
Gerade rechtzeitig heimgekehrt von langen Spaziergängen durch die Stadt, an der Elbe entlang oder durch die umliegenden Wälder.
Des Sommers Ruhe scheint keinen Abschluss zu finden und dies verstärkt das tiefe Gefühl der Einkehr, Rast und Stille.
Die Einsamkeit holt mich dann doch immer wieder ein, weil ein geliebter Ruf ausbleibt, die Stimme der Ehefrau schweigt und die Zeit in der Heimat fühlt sich daher rastlos an, auch wenn ihre Stimme stets liebevoll in mir klingt und überall bei mir ist.
Früher gab sie dem Tag einen Rhythmus, dem Herzen Ruhe, Kraft und Geborgenheit und dem Leben einen Sinn.
Und so fühle ich mich hier und da an die Sehnsucht der Jugend erinnert, in der ich allein umherstreifte und mich selten wirklich geborgen fühlte.
Der Sommer ist Erleben in Geschmack, Sinnen, Klang und Duft von überall her, eingetaucht in das durch die vollen Äste der Bäume und Sträucher fein zerstobene Licht.
Die Klänge des Sommers führen mich durch den Wald… Vom Innehalten beim Anblick der Enten auf dem Bach, deren Geschnatter schon von weitem zu hören ist. Durch verschiedene Aufgaben im schattigen Garten mit mancherlei Pausen, um sich auch an der Natur zu laben. Bis hin zum Ruf des Hahnes unter Vogelgezwitscher auf einer Radfahrt durch die leeren Straßen auf der anderen Seite des Ortes, der wie ein Dorf in der Heide wirkt.
Bruchstücke nur, Fragmente einer endlosen Klangvielfalt, die unmöglich vollständig einzufangen ist, wir in Bruchstücken aber gerne in diesen Spurenklängen teilen.
R. Rehahn, 28.02.2023 & 18.07.2024
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